Neophyten
Sie kommen aus verschiedenen Ländern und aus verschiedenen Pflanzenfamilien: die Lippenblüten des Indischen Springkrauts sind pinkfarben, die Korbblüten der Kanadischen Goldrute sind gelb und die Dolden des Riesen-Bärenklau aus dem Kaukasus sind weiß.
Und doch haben sie vieles gemeinsam:
Wegen ihrer leuchtenden, spektakulären Blüten wurden sie in den letzten Jahrhunderten aus ihren Heimatländern in hiesige Gärten geholt und nach dem Abblühen manchmal in den Wald entsorgt. Oder sie wurden von Imkern als Bienenweide ausgesät. So haben sie sich bei uns sehr erfolgreich etabliert, sie breiten sich bodendeckend aus und nehmen der heimischen Flora den Lebensraum weg.
Eine einzige Pflanze kann bis zu 10.000 Samen ausbilden. Das Indische Springkraut wächst bis 3 m hoch, der Samen springt bis zu 7 m weit. Der Samen der Kanadischen Goldrute fliegt wie Löwenzahn, sie vermehrt sich aber auch durch die Wurzeln. Und die Samen des Riesen-Bärenklau keimen noch nach etlichen Jahren, außerdem führt sein Saft auf der Haut unter Lichteinwirkung zu starken Verbrennungen. In ihren Heimatländern gibt es genug Fraßfeinde, sodass sie dort nicht zu üppig gedeihen; hierzulande fehlen sie, also muss Mensch regulierend eingreifen.
Nicht betroffen ist die Landwirtschaft dank ihrer frühen und mehrfachen Mahd. Betroffen sind besonders Lebensräume, die erst spät oder gar nicht gemäht werden, also lichte Wälder, Gräben, und manchmal auch Ränder von Streuwiesen: sie sind also ein Problem für den Naturschutz, der eine seiner Aufgaben in der Erhaltung der Artenvielfalt heimischer Tiere und Pflanzen sieht.
Bekämpfung
Es wird nicht mehr möglich sein, das Problem endgültig in den Griff zu bekommen. Die Schutzgemeinschaft Weilheimer Moos muss sich darauf beschränken, die Bestände vom Zentrum des Schwattach-Filz ausgehend zu bekämpfen, die riesigen Populationen im Torfabbau des Weilheimer Mooses können wir nur eingrenzen. Einige Erfolge können wir schon verbuchen.
Anfang Juni beginnen wir mit der Bekämpfung. Da können dann Pflanzenteppiche abgemäht, abgeräumt und je nach Zugänglichkeit auch liegen gelassen werden. Weil alle 3 lästigen Neophyten neue Triebe bilden können, ist ggf. eine 2. Mahd erforderlich. Verstreut wachsende Exemplare z.B. in lichten Wäldern reißen wir aus, blühende Exemplare entsorgen wir mit den Gartenabfällen.
Wegen der kritischen Verbreitung der Samen empfehlen wir, diese Neophyten nicht im Garten anzubauen. Wer trotzdem großen Gefallen daran hat, sollte die abgeblühten Stauden sorgfältig, am besten in einer Papiertüte, zum Biomüll bzw. mit den Gartenabfällen entsorgen!Von allen 3 Problem-Neophyten gibt es verwandte heimische Arten, die sich aber meist deutlich unterscheiden. Sie bleiben natürlich bei allen Aktionen unberührt.
Heinz Botsch, 1. Vorsitzender Schutzgemeinschaft Weilheimer Moos